Was ist eine Allergie und wie wird sie üblicherweise behandelt?
Allergien sind eine der häufigsten Erkrankungen weltweit und betreffen Millionen von Menschen. Eine Allergie tritt auf, wenn das Immunsystem auf harmlose Substanzen wie Pollen oder Nahrungsmittel reagiert und eine übermäßige Reaktion auslöst. Die Symptome können von milden Beschwerden wie Juckreiz und Hautausschlag bis zu schwerwiegenden Atemproblemen und Anaphylaxie reichen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten einer Allergietherapie. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Antihistaminika, die die Freisetzung von Histamin blockieren und so Juckreiz, Schwellungen und andere allergische Reaktionen reduzieren können. Eine weitere Option der Allergietherapie sind kortisonhaltige Medikamente, die Entzündungen im Körper hemmen und daher allergische Symptome bekämpfen können. Immuntherapie oder Hyposensibilisierung kann ebenfalls eingesetzt werden, um das Immunsystem des Körpers zu beeinflussen und langfristig eine Toleranz gegenüber allergischen Auslösern aufzubauen.
Allerdings hat sich in den letzten Jahren ein neuer Ansatz in der Allergietherapie entwickelt: Probiotika. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die in bestimmten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind. Sie haben gezeigt, dass sie das Immunsystem regulieren und Entzündungen reduzieren können. Es wird angenommen, dass Probiotika bei der Behandlung von Allergien helfen können, indem sie das Gleichgewicht zwischen schützenden und schädlichen Bakterien im Darm wiederherstellen und das Immunsystem positiv beeinflussen können.
Helfen Probiotika bei der Allergietherapie und wenn ja, welche?
Da es nun schon einige Probiotika zur Behandlung von Allergien im Markt gibt, stellt sich die Frage helfen Probiotika für Allergien und wenn ja, welche Bakterienstämme?
Hilfreich bei der Einschätzung von Probiotika für die Allergietherapie können sogenannte Meta-Analysen sein. Solchen Analysen betrachten alle zur Behandlung von Allergien getesteten probiotischen Stämme und schätzen sie bezüglich ihrer Wirksamkeit ein. In zwei solcher Analysen wurde die Wirksamkeit spezifischer Bakterienstämme zur Behandlung von Heuschnupfen und Neurodermitis untersucht (1, 2).
In der Analyse von Huang et al. (1) wurden alle verfügbaren wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit von Probiotika zur Behandlung von atopischer Dermatitis (Neurodermitis) analysiert und bezüglicher ihrer Wirksamkeit eingeschätzt. Dabei wurde auch sichergestellt, dass die Studien unter Beachtung bestimmter Qualitätsstandards durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 13 Studien in die Analyse einbezogen. Dabei stellte sich heraus, dass insgesamt 7 der 13 getesteten Probiotika eine klinische Wirkung haben, die aber zumeist sehr gering ist. Der Bakterienstamm Lactobacillus fermentumVRI-033 PCC zeigte sich dabei als wirkungsvoll.
Mit Abstand am wirkungsvollsten für die Behandlung von Neurodermitis zeigte sich aber der probitische Stamm Lactobacillus paracasei GMNL-133. So konnte gezeigt werden, dass dieses Probiotikum in der Lage ist, innerhalb von 1 Monat die Ausprägung einer schweren Neurodermitits hin zu einer mittelschweren und innerhalb von 3 Monaten zu einer leichten, zu verändern (3). Auch wurde nachgewiesen, dass Lactobacillus paracasei GMNL-133 wirksam bei der Behandlung von Nahrungsmittelallergien (Ei und Milch) sowie allergischen Reaktionen auf Hausstaubmilben eingesetzt werden kann (3). Interessanterweise konnte für den Stamm Lactobacillus paracasei GMNL-133 auch gezeigt werden, dass typische Entzündungsparameter im Blut, die im Zusammenhang mit einer Allergie auftreten können, nach Einnahme des Probiotikums deutlich verbessert waren.
Beeindruckend ist vor allem ein Vergleich, einer für das Probiotikum nachgewiesenen Verbesserung der Neurodermitits von 53%, mit konventionellen Behandlungsmethoden wie Kortison. Dabei wird klar, dass zumindest dieser probiotische Stamm ähnliche Wirkungen wie konventionelle Behandlungsmethoden erzielt. Letztendlich kommt die Meta-Analyse zu dem Schluss, dass Probiotika prinzipiell das Potenzial für die Behandlung von Neurodermitits haben, es aber weiterer Forschung diesbezüglich bedarf. Besonderes Potenzial scheint dabei der Stamm Lactobacillus paracasei GMNL-133 zu haben. Interessanterweise wurden auch positive Wirkungen für diesen Stamm im Zusammenhang mit Asthma gezeigt (4).
Eine zweite, sehr umfassende Analyse von Güvenc et al. , konzentrierte sich auf alle vorhandenen wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit von Probiotika für die Behandlung von Heuschnupfen (2). Insgesamt wurden hier 22 wissenschaftliche Studien betrachtet und analysiert, ob die getesteten Probiotika wirksam für die Behandlung von Heuschnupfen sind. Insgesamt konnte nur für 3 wissenschaftliche Studien ein überdurchschnittlicher Nutzen für die Behandlung von Heuschnupfen gezeigt werden.
Insbesondere der Bakterienstamm Lactobacillus paracasei LP-33 stellte sich dabei als besonders wirksam heraus. Eine Einnahme dieses Probiotikums führt zu einer signifikanten Verringerung typischer Allergiesymptome (u.a. Lebensqualität, Symptome der Nase und Augen) (5, 6, 7, 8). So konnte etwa die Ausprägung von Heuschnupfensymptomen um bis zu 50% verringert werden. Auch waren die Patienten durch die Einnahme des Probiotikums wesentlich weniger eingeschränkt in ihren täglichen Aktivitäten. Zudem konnte in einer Studie gezeigt werden, dass Lactobacillus paracasei LP-33 ähnlich wirksam zur Behandlung von Heuschnupfen ist, wie ein Antihistamin (7).
Die Autoren der Übersichtsstudie zu Probiotika für Heuschnupfen kommen letztendlich zu dem Schluss, dass die Qualität der Studien sehr unterschiedlich ist, es aber durchaus Probiotika gibt, die eine positive Wirkung auf das Immunsystem haben und typische Symptome von Heuschnupfen lindern können. Weiterhin halten Sie fest, dass insbesondere der Stamm Lactobacillus paracasei LP-33 für die Behandlung von Heuschnupfen geeignet ist.
Nur einige Bakterienstämme helfen bei der Allergietherapie
Probiotika können als vielversprechender Ansatz für die Zukunft der Allergietherapie angesehen werden. Es gibt bereits einige vielversprechende Studien, die darauf hinweisen, dass die Einnahme von probiotischen Bakterien das Immunsystem positiv beeinflussen und daher allergische Reaktionen reduzieren können. Vor allem für die Behandlung von Neurodermitis und Heuschnupfen scheinen Probiotika eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden wie Antihistamin oder Kortison zu sein.
Speziell die beiden probiotischen Bakterienstämme Lactobacillus paracasei LP-33 und Lactobacillus paracasei GMNL-133 zeigen in den bisherigen klinischen Studien ausgezeichnete Ergebnisse, die bezüglich der Wirksamkeit mit konventionelle Therapieoptionen vergleichbar sind. Es lohnt sich also speziell nach solchen Probiotika zur Behandlung von Allergien Ausschau zu halten, die diese beiden Bakterienstämme enthalten. Insgesamt lässt sich sagen, dass Probiotika ein vielversprechender Ansatz für die Allergietherapie darstellen und hier noch viel Potenzial für zukünftige Entwicklungen besteht.
Literatur:
- Huang et al. 2017. Cell. Infect. Microbiol. 7:392.
- Güvenc et al. 2016. Am J Rhinol Allergy 30, e157-e175.
- Wang & Wang 2015. Clinical & Experimental Allergy (45) 779–787.
- Huang et al. 2018. Nutrients 10, 1678
- Peng et al. 2005. Pediatr Allergy Immunol 16(5):433–8.
- Wang et al. 2004, Pediatr Allergy Immunol 15(2):152–8.
- Ahmed et al. 2019, Pak J Med Sci 35(6): 1538–1543.
- Costa et al. 2014, Eur J Clin Nutr 68(5):602–7.
