Die Wirkweise antibakterieller Mundspülung
Antibakterielle Mundspülungen enthalten Inhaltsstoffe wie Chlorhexidin, Triclosan oder ätherische Öle, die darauf abzielen, die Bakterienanzahl im Mund zu reduzieren. Während dies kurzfristig nützlich sein kann, um Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen, zeigt die Forschung, dass diese Produkte nicht zwischen schädlichen und nützlichen Bakterien unterscheiden. Dies kann zu einer ungewollten Auslöschung nützlicher Bakterien führen, die für ein gesundes orales Mikrobiom essenziell sind.
Das orale Mikrobiom: Ein empfindliches Gleichgewicht
Der Mund ist Heimat eines komplexen Mikrobioms, das aus einer Vielzahl von Bakterien, Viren und Pilzen besteht. Diese Mikroorganismen leben in einem empfindlichen Gleichgewicht und spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Mundgesundheit. Einige dieser Bakterien helfen, schädliche Keime in Schach zu halten, indem sie ein stabiles Umfeld schaffen. Die regelmäßige Nutzung antibakterieller Mundspülungen kann dieses Gleichgewicht jedoch stören.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung von Mundspülung
Eine aktuelle Studie (1), die im Journal of Medical Microbiology veröffentlicht wurde, hat die Auswirkungen der täglichen Nutzung der antibakteriellen Miundspülung „Listerine Cool Mint“ auf das orale Mikrobiom untersucht. Diese doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie fand heraus, dass die tägliche Anwendung von Listerine das Gleichgewicht des oralen Mikrobioms signifikant beeinflusst – und dies in negativer Hinsicht.
Die Ergebnisse zeigten, dass nach drei Monaten regelmäßiger Nutzung von Listerine bestimmte Bakterien, darunter Fusobacterium nucleatum und Streptococcus anginosus, signifikant häufiger vorkamen. Diese Bakterien sind bekannte Marker für Parodontalerkrankungen und wurden auch mit systemischen Krankheiten wie Speiseröhren- und Darmkrebs in Verbindung gebracht. Die Studie legt nahe, dass die regelmäßige Nutzung von antibakteriellen Mundspülungen wie Listerine möglicherweise schädliche Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben kann, indem sie schädliche Bakterien begünstigt, die in Verbindung mit verschiedenen Erkrankungen stehen.
Negative Auswirkungen auf das orale Mikrobiom
- Reduktion nützlicher Bakterien: Studien zeigen, dass antibakterielle Mundspülungen nützliche Bakterien wie Streptococcus-Arten reduzieren können, die eine schützende Funktion gegen Krankheitserreger haben. Dies kann das Risiko erhöhen, dass opportunistische Bakterien wie Fusobacterium nucleatum, die mit Parodontalerkrankungen und sogar systemischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden, überhandnehmen.
- Erhöhtes Risiko für Krankheiten: Eine gestörte Balance im oralen Mikrobiom wurde mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter Parodontitis, Karies und sogar systemische Erkrankungen wie Herzkrankheiten und Diabetes. Die regelmäßige Nutzung von antibakteriellen Mundspülungen kann diese Balance beeinträchtigen und so das Risiko für solche Krankheiten erhöhen.
- Entwicklung bakterieller Resistenzen:
Ähnlich wie bei der übermäßigen Nutzung von Antibiotika können antibakterielle Mundspülungen zur Entwicklung resistenter Bakterien führen. Diese Bakterien könnten gegen die Inhaltsstoffe der Mundspülung unempfindlich werden, was ihre Behandlung in Zukunft erschwert.
Sollten Sie antibakterielle Mundspülungen meiden?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht eindeutig. In bestimmten Fällen, wie nach zahnärztlichen Eingriffen oder bei akuten Zahnfleischerkrankungen, kann die Verwendung antibakterieller Mundspülungen sinnvoll sein. Langfristig und bei gesunden Menschen könnte jedoch eine übermäßige Nutzung mehr schaden als nützen.
Alternative Ansätze zur Mundhygiene
- Mechanische Reinigung:
Das tägliche Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide sind nach wie vor die effektivsten Methoden zur Entfernung von Zahnbelag und zur Vorbeugung von Zahnfleischerkrankungen. - Probiotische Nahrungsergänzungsmittel:
Diese enthalten nützliche Bakterien, die das Gleichgewicht des oralen Mikrobioms unterstützen können, ohne schädliche Bakterien vollständig zu eliminieren. Insbesondere das Bakterium Streptococcus salivarius M18 konnte seine vielfältigen Nutzen für die Mundgesundheit in zahlreichen klinischen Studien unter Beweis stellen. - Natürliche Mundspülungen:
Spülungen mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Salzwasser oder Teebaumöl können helfen, das orale Mikrobiom zu unterstützen, ohne es zu stark zu beeinflussen.
Fazit
Antibakterielle Mundspülungen können in bestimmten Situationen nützlich sein, aber ihre langfristige Nutzung birgt potenzielle Risiken für das orale Mikrobiom und die allgemeine Gesundheit. Eine bewusste Nutzung, ergänzt durch alternative Mundhygienemethoden, kann helfen, das empfindliche Gleichgewicht im Mund aufrechtzuerhalten und langfristige gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Die Forschung in diesem Bereich entwickelt sich ständig weiter, und es ist wichtig, sich über neue Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten.
Literatur
(1) Laumen et al. Journal of Medical Microbiology 2024, 73(6).
