Was sind Psychobiotika ?
Psychobiotika sind eine spezielle Klasse von Probiotika, die gezielt darauf abzielen, die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern. Der Begriff “Psychobiotika” setzt sich aus den Worten “Psycho” (bezogen auf den Geist) und “Biotika” (eine allgemeine Bezeichnung für Mikroorganismen, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben) zusammen. Im Wesentlichen handelt es sich bei Psychobiotika um Probiotika, die speziell auf ihre potenzielle positive Wirkung auf die psychische Gesundheit untersucht und entwickelt werden.
Die Idee hinter Psychobiotika beruht auf dem Verständnis der Darm-Hirn-Achse, einem komplexen Kommunikationssystem zwischen dem Darm und dem Gehirn. Diese bidirektionale Kommunikation spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Stressreaktionen, kognitiven Funktionen und anderen Aspekten der mentalen Gesundheit.
Forschungen haben gezeigt, dass eine Ungleichgewicht der Darmflora, auch bekannt als Dysbiose, mit verschiedenen psychischen Gesundheitsproblemen wie Depressionen, Angstzuständen, Autismus-Spektrum-Störungen und sogar neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden kann. Psychobiotika zielen darauf ab, dieses Ungleichgewicht zu korrigieren und die Darmflora in einen gesünderen Zustand zu versetzen, was sich wiederum positiv auf die psychische Gesundheit auswirken kann.
Psychobiotika können verschiedene Formen annehmen, einschließlich probiotischer Nahrungsergänzungsmittel, fermentierter Lebensmittel und speziell entwickelter probiotischer Stämme. Diese Produkte enthalten lebende Mikroorganismen wie verschiedene Stämme von Laktobazillen und Bifidobakterien, die in der Lage sind, den Darm zu besiedeln und das Gleichgewicht der Darmflora zu unterstützen.
Während die Forschung zu Psychobiotika noch in den Anfängen steckt, deuten erste Studien darauf hin, dass sie vielversprechende Ergebnisse bei der Verbesserung der mentalen Gesundheit zeigen könnten. Allerdings ist noch weitere Forschung erforderlich, um die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die Psychobiotika wirken, sowie ihre langfristigen Auswirkungen und potenziellen Nebenwirkungen.
Insgesamt könnten Psychobiotika einen vielversprechenden Ansatz zur Unterstützung der psychischen Gesundheit bieten, indem sie die Verbindung zwischen Darm und Gehirn stärken und so das Wohlbefinden fördern.
Mentale Gesundheit
Mentale Gesundheit bezieht sich auf den Zustand des psychischen und emotionalen Wohlbefindens einer Person. Es umfasst die Fähigkeit, mit den täglichen Belastungen des Lebens umzugehen, produktiv zu arbeiten, positive Beziehungen zu anderen aufzubauen, flexibel zu sein, Herausforderungen zu bewältigen und das eigene Potenzial zu nutzen.
Eine gute mentale Gesundheit bedeutet nicht nur das Fehlen von psychischen Störungen, sondern auch ein positives Gefühl von Wohlbefinden und innerer Zufriedenheit. Es beinhaltet die Fähigkeit, stressige Situationen zu bewältigen, sich an Veränderungen anzupassen, emotionale Balance zu halten und eine gesunde Selbstwahrnehmung zu haben.
Zu den wichtigen Faktoren, die die mentale Gesundheit beeinflussen, gehören:
Biologische Faktoren: Genetik, neurochemische Prozesse im Gehirn und körperliche Gesundheit spielen eine Rolle bei der mentalen Gesundheit.
Psychologische Faktoren: Persönlichkeitsmerkmale, Bewältigungsmechanismen, Denkmuster und Lebenserfahrungen können die mentale Gesundheit beeinflussen.
Soziale Faktoren: Beziehungen zu Familie, Freunden und Gemeinschaft, soziale Unterstützung, sozioökonomischer Status und kulturelle Einflüsse haben Auswirkungen auf die mentale Gesundheit.
Umweltfaktoren: Stressoren am Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Gemeinschaft, Exposition gegenüber Traumata oder Gewalt sowie Zugang zu Ressourcen wie Gesundheitsversorgung und Bildung können die mentale Gesundheit beeinträchtigen.
Ernährung: Unser Gehirn ist ein hochkomplexes Organ, das eine Vielzahl von Nährstoffen benötigt, um optimal zu funktionieren. Die Ernährung kann hier eine zentrale Rolle spielen.
Eine gute mentale Gesundheit ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität einer Person. Sie ermöglicht es Individuen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, positive Beziehungen zu anderen aufzubauen, produktiv zu arbeiten und ein erfülltes Leben zu führen.
Es ist wichtig zu betonen, dass mentale Gesundheit ein kontinuierlicher Prozess ist, der Pflege, Aufmerksamkeit und Selbstfürsorge erfordert. Es ist völlig normal, gelegentlich Stress oder Herausforderungen zu erleben, aber es ist wichtig, sich um seine mentale Gesundheit zu kümmern und bei Bedarf Unterstützung zu suchen.
Ernährung und mentale Gesundheit
Der Zusammenhang zwischen Ernährung und mentaler Gesundheit ist ein Thema von wachsendem Interesse in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Nahrung, die wir zu uns nehmen, einen erheblichen Einfluss auf unsere psychische Verfassung und unser emotionales Wohlbefinden haben kann.
Auswirkungen von Ernährung auf die Gehirnfunktion:
Unser Gehirn ist ein hochkomplexes Organ, das eine Vielzahl von Nährstoffen benötigt, um optimal zu funktionieren. Die Ernährung kann die Gehirnfunktion auf verschiedene Weisen beeinflussen:
- Neurotransmitterproduktion: Bestimmte Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Aminosäuren und Vitamine sind Vorläufer von Neurotransmittern, chemischen Botenstoffen im Gehirn, die eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Stress und kognitiven Funktionen spielen.
- Entzündungshemmende Wirkung: Eine Ernährung, die reich an Antioxidantien und entzündungshemmenden Nährstoffen ist, kann dazu beitragen, Entzündungen im Gehirn zu reduzieren, die mit verschiedenen psychischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht werden.
- Darm-Hirn-Achse: Die Ernährung beeinflusst auch die Darmflora, die wiederum die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn über die sogenannte Darm-Hirn-Achse beeinflusst. Eine gesunde Darmflora kann dazu beitragen, die Stimmung zu regulieren und Stress zu reduzieren.
Einfluss von Ernährung auf die psychische Gesundheit:
Die Forschung hat gezeigt, dass bestimmte Ernährungsmuster mit einem niedrigeren Risiko für psychische Störungen verbunden sind, während andere das Risiko erhöhen können:
- Mediterrane Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunden Fetten (z.B. Olivenöl, Nüsse, Fisch) und magerem Eiweiß ist, wie die mediterrane Ernährung, wurde mit einem niedrigeren Risiko für Depressionen und Angstzustände in Verbindung gebracht.
- Ungesunde Ernährung: Auf der anderen Seite wurde eine Ernährung, die reich an verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker, gesättigten Fetten und Transfetten ist, mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und andere psychische Gesundheitsprobleme in Verbindung gebracht.
Praktische Empfehlungen:
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse können wir einige praktische Empfehlungen für eine bessere mentale Gesundheit ableiten:
- Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunden Fetten und magerem Eiweiß fördert die mentale Gesundheit.
- Reduzierung des Konsums von verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker und gesättigten Fetten.
- Integration von probiotischen Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut und Kefir in die Ernährung zur Unterstützung einer gesunden Darmflora.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, vorzugsweise in Form von Wasser, um den Körper und das Gehirn hydratisiert zu halten.
Insgesamt zeigt die Forschung einen klaren Zusammenhang zwischen Ernährung und mentaler Gesundheit. Durch die Anpassung unserer Ernährungsgewohnheiten können wir dazu beitragen, die Gesundheit unseres Gehirns und unser emotionales Wohlbefinden zu verbessern.
Probiotika und mentale Gesundheit
Es gibt schon eine erstaunlich große Anzahl an klinischen Studien zum Zusammenhang von Probiotika und mentaler Gesundheit wie eine Übersichtsarbeit dazu zeigt. Insbesondere wurde dabei u.a. die Wirkung von Probiotika auf Depression und bipolare Störung, Angststörung, Schizophrenie, neurokognitive Erkrankungen (Alzheimer), Essstörungen, Autismus und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) untersucht (1).
Depression:
In vielen Patienten, welche an einer Depression leiden, konnte eine verringerte Vielfalt in der Darmflora diagnostiziert werden (2). In einer systematischen Übersichtsarbeit konnte gezeigt werden, dass speziell solche Probiotika bei Depression helfen, welche Bifidobakterien und Laktobazillen enthalten (2).
Angststörung:
Auch bei Patienten mit Angststörungen könnte eine verändertes Darmmikrobiom nachgewiesen werden. Im Speziellen konnte bei solchen Patienten ein signifikanter Unterschied in der Diversität des Mikrobioms gegenüber der Kontrollgruppe festgestellt werden (3). Eine Übersichtsarbeit zur Wirkung von Probiotika bei Angststörungen konnte zeigen, dass Probiotika – insbesondere Bifidobakterien, Laktobazille, Streptococcus salivarius und Lactococcus – wirkungsvoll zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt werden können (4).
Essstörungen:
Die Gabe Anwendung von Probiotika, Prebiotika und Synbiotika werden schon seit längerem als mögliche Behandlungsoption bei Essstörungen diskutiert. Eine Untersuchung der Darmflora in Patienten mit Essstörungen hat auch hier gezeigt, dass es auffällige Veränderungen in der Diversität im Gegensatz zu gesunden Menschen gibt (5). Untersuchungen haben gezeigt, dass Probiotika positive Wirkungen auf die Insulinsensitivität und die Reduktion von Entzündungen haben können (6). Zudem können Probiotika geringe Effekte auf das Körpergewicht und metabolische Parameter haben (6).
Autismus:
Funktionale Erkrankungen des Verdauungstrakts treten häufig im Zusammenhang mit Autismus auf. Zudem wird ein Zusammenhang mit einer Dysbiose der Darmflora und Autismus angenommen (7). Vom Einsatz von Probiotika dürften Patienten mit Autismus durchaus profitieren, wobei sich die Mikrobiota des Darms sowie die Symptome verbessern (8). Basierend auf den wenigen vorhandenen Studien kommt eine Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass die Wirkung von Psychobiotika zur Behandlung von Autismus noch nicht hinreichend durch die vorliegenden Studien gesichert ist (2).
Welche probiotischen Stämme können einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit haben?
Es gibt eine wachsende Anzahl von Studien, die darauf hindeuten, dass bestimmte probiotische Stämme eine positive Wirkung auf die mentale Gesundheit haben können. Hier sind einige der probiotischen Stämme, die in der Forschung besonders vielversprechend sind:
Lactobacillus rhamnosus: Dieser Stamm hat in mehreren Studien gezeigt, dass er die Angst- und Depressions-Symptome bei Mäusen reduzieren kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Lactobacillus rhamnosus die Stressreaktion des Körpers auf psychische Belastungen reduzieren kann.
Bifidobacterium longum: Bifidobacterium longum ist ein weiterer Stamm, der in einigen Studien vielversprechende Ergebnisse zur Verbesserung der mentalen Gesundheit gezeigt hat. Er wurde mit einer Verringerung von Angst- und Depressions-Symptomen sowie einer verbesserten Stresstoleranz in Verbindung gebracht.
Lactobacillus helveticus: Dieser Stamm wurde in Studien untersucht, die auf seine potenzielle Wirksamkeit bei der Reduzierung von Angst- und Depressions-Symptomen hinweisen. Es wird angenommen, dass er die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin erhöht, was zur Verbesserung der Stimmung beiträgt.
Bifidobacterium breve: Einige Studien haben gezeigt, dass Bifidobacterium breve die Angstsymptome bei Mäusen reduzieren kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass dieser Stamm die Immunfunktion unterstützen und Entzündungen im Körper verringern kann, was sich wiederum positiv auf die mentale Gesundheit auswirken kann.
Lactobacillus plantarum: Dieser Stamm wurde ebenfalls in Studien untersucht, die auf seine potenzielle Wirksamkeit bei der Verbesserung der mentalen Gesundheit hinweisen. Es wird angenommen, dass er Entzündungen reduzieren und die Darmbarriereintegrität verbessern kann, was sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken kann.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Forschung zu probiotischen Stämmen und ihrer Wirkung auf die mentale Gesundheit noch relativ neu ist, und weitere Studien erforderlich sind, um ihre Effektivität und Sicherheit zu bestätigen. Darüber hinaus kann die Wirkung von probiotischen Stämmen von Person zu Person variieren, abhängig von individuellen Faktoren wie Darmflora-Zusammensetzung, Gesundheitszustand und Lebensstil. Bevor man Probiotika einnimmt, ist es ratsam, mit einem Arzt oder Ernährungsfachmann zu sprechen, insbesondere wenn man an chronischen Gesundheitszuständen leidet oder andere Medikamente einnimmt.
Psychobiotika – Ein spannendes Forschungsfeld
Psychobiotika sind lebende Mikroorganismen, die eine positive Wirkung auf die psychische Gesundheit haben können. Diese probiotischen Bakterien, die üblicherweise im Darm vorkommen, beeinflussen das komplexe Zusammenspiel zwischen Gehirn und Darm, das als Darm-Hirn-Achse bekannt ist. Durch die Regulation von Entzündungen, Neurotransmittern und anderen biochemischen Prozessen können Psychobiotika dazu beitragen, Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Depressionen und sogar einige neurologische Erkrankungen zu lindern.
Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Psychobiotika die Symptome von Depressionen und Angstzuständen reduzieren kann, indem sie die Produktion von Serotonin und anderen Neurotransmittern erhöhen. Darüber hinaus können sie Entzündungen im Körper reduzieren, die mit verschiedenen psychischen Störungen in Verbindung gebracht werden. Psychobiotika werden auch mit einer verbesserten kognitiven Funktion und einem verringerten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Forschung zu Psychobiotika noch relativ neu ist und weitere Studien notwendig sind, um ihre langfristigen Auswirkungen und optimale Anwendung zu verstehen. Dennoch deuten die bisherigen Erkenntnisse darauf hin, dass Psychobiotika ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von psychischen Störungen sein könnten, insbesondere wenn sie in Kombination mit anderen Therapien wie Psychotherapie oder Medikamenten eingesetzt werden.
Literatur
- Visiliu O. Front Psychiatry 2023; 14: 1074736
- Knüsel et al. 2021; 14:37
- Simpson et al.Clin Psychol Rev. 2021 83:101943
- Smith et al.Nutr Neurosci. 2021 24:963–77.
- Prochazkova et al.Gut Microbes. 2021 1391:1902771.
- Barengolts et al.Endocr Pract. 22:1224–34.
- Mitchellet al.Eur J Clin Nutr. 2021 76:913–21.
- Patusco et al.Adv Nutr. 2018 9:637–50.
