Was ist die Mundflora?
Die Mundflora, auch orales Mikrobiom genannt, besteht aus Milliarden von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die in der Mundhöhle leben. Diese Mikroorganismen erfüllen wichtige Funktionen, wie:
Schutz vor pathogenen Keimen: Gute Bakterien können das Wachstum schädlicher Mikroben verhindern.
Unterstützung des Immunsystems: Eine gesunde Mundflora stimuliert das Immunsystem und hilft, Infektionen abzuwehren.
Zahngesundheit: Die Bakterien im Mund tragen zur Bildung von Plaque bei, die wiederum für die Zahngesundheit wichtig ist.
Wenn ihr mehr über die Mundflora erfahren möchtet, dann lohnt es sich auch unseren Beitrag zur Bedeutung des oralen Mikrobioms zu lesen.
Die Auswirkungen von Antibiotika auf die Mundflora
Antibiotika sind lebensrettende Medikamente, die Bakterien abtöten oder deren Wachstum hemmen. Leider unterscheiden sie nicht zwischen schädlichen und nützlichen Bakterien. Dies kann dazu führen, dass die Balance des oralen Mikrobioms gestört wird, was verschiedene gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann. Eine einzelne Dosis Antibiotika kann zu einer signifikanten Reduktion von Streptococcus in unserem oralen Mikrobiom führen, wie die Studie von Wexell et al. zeigt (1). Dies ist insbesondere problematisch, da das Bakterium Streptococcus ein sogenannter Leitkeim in der oralen Mundflora ist, also entscheidend für eine funktionierende Schutzfunktion.
In einer weiteren Untersuchung konnte demnach auch gezeigt werden, dass nach Antibiotikaeinnahme die Konzentration an Antikörpern verringert war, es also zu einem Nachlassen der Schutzfunktion gekommen war (2). Als Folge kam es im Anschluss an die Antibiotikagabe auch zu einem höheren Vorkommen des Pathogens Haemophilus, der als Erreger oberer Atemwegserkrankungen bekannt ist (2). Neben einer Dysbiose des oralen Mikrobioms, kann eine Einnahme von Antibiotika auch zu Entzündungen des Zahnfleisches führen, als Folge des gestörten oralen Mikrobioms (3). Folgende Erkrankungen stehen im Zusammenhang mit einer Antibiotikaeinnahme und eine dadurch gestörte Mundflora:
Mundsoor: Eine Pilzinfektion, die durch das Überwuchern von Candida verursacht wird.
Mundgeruch: Ein Ungleichgewicht der Mundbakterien kann zu unangenehmem Atem führen.
Karies und Zahnfleischerkrankungen: Durch den Verlust nützlicher Bakterien können schädliche Bakterien gedeihen und Karies oder Parodontitis verursachen.
Obere Atemwegserkrankungen: Der Verlust einer schützenden Mundflora durch Antibiotikaeinnahme, erhöht die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen der oberen Atemwege wie Erkältungen, Rachen- und Mandelentzündungen, Mittelohrentzündung und Grippe.
Der Weg zur Wiederherstellung der Mundflora
Um die Mundflora nach einer Antibiotikabehandlung wiederherzustellen, ist es wichtig, auf verschiedene Aspekte der Mundpflege und Ernährung zu achten. Probiotika spielen dabei eine zentrale Rolle. Lassen Sie uns einen detaillierten Blick auf die Schritte werfen, die notwendig sind, um ein gesundes orales Mikrobiom wiederherzustellen.
Probiotika: Die Hauptakteure
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gesundheitliche Vorteile bieten, wenn sie in ausreichenden Mengen konsumiert werden. Sie helfen, das Gleichgewicht der Mikroben im Mund wiederherzustellen und fördern ein gesundes orales Mikrobiom. Einige der besten probiotischen Stämme für die Mundgesundheit sind:
- Lactobacillus reuteri: Dieser Stamm soll das Wachstum von Karies-verursachenden Bakterien hemmen und entzündungshemmende Eigenschaften haben, auch wenn es diesbezüglich noch an guten klinischen Studien fehlt.
- Lactobacillus rhamnosus: Dieser probiotische Stamm soll dazu beitragen, das Risiko von Karies und Zahnfleischerkrankungen zu reduzieren, aber auch hier bedarf es noch besserer klinischer Studien.
- Streptococcus salivarius K12 und M18: Die umfangreichsten klinischen Studien gibt es bisher zu den probiotischen Stämmen Streptococcus salivarius M18 und K12. Diese Stämme sind bekannt dafür, die Mundgesundheit zu fördern, indem sie das Wachstum schädlicher Bakterien hemmen und die Bildung von Plaque reduzieren. Darüber hinaus bringen sie als sogenannte Leitkeime das orale Mikrobiom wieder in Balance und erhöhen somit die Schutzfunktion des oralen Mikrobioms.
Probiotika-Nahrungsergänzungsmittel
Die Einnahme von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln kann eine effektive Methode sein, um die Mundflora zu unterstützen. Es gibt spezielle Probiotika, die für die Mundgesundheit formuliert sind und direkt im Mund wirken, wie Lutschtabletten oder probiotische Zahnpasta. Da die Wirkung der eingenommenen Probiotika ja im Mundraum stattfinden soll, empfiehlt es sich ausschließlich solche probiotischen Produkte zu nehmen, die als Lutschtablette verfügbar sind. Zudem sollte man darauf achten, dass die verwendeten probiotischen Stämme wirklich in der Lage sind, langfristig den Mundraum kolonisieren, um so eine Schutzwirkung aufbauen zu können.
Falls ihr mehr über geeignete Probiotika für den Mundraum erfahren möchtet, dann ist sicher unser Produkttest zu Probiotika für die Zahngesundheit für Euch interessant. Hier könnt ihr auch solche Probiotika finden, die wirksam die Mundflora nach Antibiotikaeinnahme aufbauen können.
Fermentierte Lebensmittel
Neben probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln sind fermentierte Lebensmittel auch eine ausgezeichnete natürliche Quelle für Probiotika. Einige probiotische Lebensmittel, die besonders gut für die Mundgesundheit sind, umfassen:
- Joghurt: Enthält verschiedene probiotische Stämme, die gut für die allgemeine Gesundheit und die Mundflora sind.
- Kefir: Ein fermentiertes Milchgetränk, das reich an Probiotika ist.
- Sauerkraut: Fermentierter Kohl, der viele probiotische Bakterien enthält.
- Kimchi: Ein traditionelles koreanisches fermentiertes Gemüsegericht, das ebenfalls reich an Probiotika ist.
Ernährung für eine gesunde Mundflora
Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung einer gesunden Mundflora. Bestimmte Nährstoffe und Lebensmittel können das Wachstum nützlicher Bakterien fördern und das Immunsystem stärken.
Ballaststoffreiche Lebensmittel
Ballaststoffe dienen als Präbiotika, die das Wachstum nützlicher Bakterien fördern. Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse sind reich an Ballaststoffen und sollten in die tägliche Ernährung integriert werden.
Lebensmittel reich an Polyphenolen
Polyphenole sind pflanzliche Verbindungen, die antioxidative Eigenschaften haben und das Wachstum nützlicher Bakterien unterstützen können. Lebensmittel wie Beeren, grüner Tee, Kaffee und dunkle Schokolade sind reich an Polyphenolen und können zur Mundgesundheit beitragen.
Zucker vermeiden
Zucker fördert das Wachstum von Karies-verursachenden Bakterien und sollte daher vermieden werden. Dies umfasst nicht nur offensichtliche Zuckerquellen wie Süßigkeiten, sondern auch versteckte Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken.
Gute Mundhygiene
Neben der Ernährung ist eine gute Mundhygiene entscheidend für die Wiederherstellung der Mundflora. Regelmäßiges Zähneputzen, Zahnseide und die Verwendung von natürlichen Mundspülungen können helfen, die Mundflora zu regulieren.
Regelmäßiges Zähneputzen und Zahnseide
Zähneputzen und Zahnseide helfen, Plaque zu entfernen und das Wachstum schädlicher Bakterien zu kontrollieren. Es ist wichtig, eine Zahnbürste mit weichen Borsten zu verwenden und eine fluoridhaltige Zahnpasta zu wählen, um die Zähne zu schützen.
Mundspülungen
Da antibakterielle Mundspülungen das Gleichgewicht der Mundflora stören können, ist es ratsam, natürliche Alternativen wie Mundspülungen mit Teebaumöl oder Kokosöl in Betracht zu ziehen.
Lebensstil und Gewohnheiten
Ein gesunder Lebensstil kann ebenfalls zur Wiederherstellung der Mundflora beitragen. Stressreduktion, ausreichender Schlaf und regelmäßige Bewegung sind wichtige Faktoren für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden, einschließlich der Mundgesundheit.
Stressmanagement
Stress kann das Immunsystem schwächen und das Gleichgewicht der Mundflora stören. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga und tiefes Atmen können helfen, Stress zu reduzieren und die Gesundheit der Mundflora zu fördern.
Ausreichender Schlaf
Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Körpers und die Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems. Mindestens 7–8 Stunden Schlaf pro Nacht sind ideal, um die Gesundheit der Mundflora zu unterstützen.
Regelmäßige Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Immunsystem stärken und die allgemeine Gesundheit verbessern. Aktivitäten wie Laufen, Schwimmen oder Yoga können dabei helfen, eine gesunde Mundflora zu fördern.
Wiederaufbau der Mundflora mit Probiotika
Die Wiederherstellung der Mundflora nach einer Antibiotikabehandlung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Ernährung, Mundhygiene und einen gesunden Lebensstil umfasst. Probiotika spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie das Wachstum nützlicher Bakterien fördern und das Gleichgewicht der Mikroben im Mund wiederherstellen können. Durch den bewussten Einsatz von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln und fermentierten Lebensmitteln, eine ausgewogene Ernährung, gute Mundhygiene und einen gesunden Lebensstil kann die Mundflora nach Antibiotika wieder aufgebaut werden, was zu einer besseren Mundgesundheit und einem gesteigerten allgemeinen Wohlbefinden führt.
Literatur:
- Wexell et al. Clin Implant Dent Relat Res 2016 Aug;18(4): 699–706.
- Cheng et al. Front Cell Infect Microbiol, 31 January 2022; 12
- Kobra et al. Front Cell Infect Microbiol 2021; 11: 774665.